Wussten
Sie...

... dass dies in der selben Gipskeuperschicht geplant ist, die bei Wasserzutritt schon ganze Ortschaften zerrissen hat?

Fernsehturm Stuttgart

Kurzfassung:

185 m unter dem Fernsehturm beginnt eine bis zu 90 m mächtige, bei Wasserzutritt brachial um 60 Volumenprozent aufquellende Gispkeuperschicht. Auf 4,3 km Länge soll der Fildertunnel mitten durch diese riskante Gesteinsschicht hindurchgebohrt werden. Und dies in Kenntnis der bestürzenden Bilanz bei Tunnelbauten im Gipskeuper, wonach es trotz aller technischen Vorkehrungen bei 5 von 6 großen Tunnelbohrungen in Deutschland und der Schweiz durch diese „explosive“ Schicht zu Wasserzutritten samt nachfolgenden Gebirgsquellungen gekommen ist.

Die potentiellen Dimensionen von einmal in Gang gesetzten Gipskeuperquellungen:

Beispiel 1: Der gesamte Altstadtkern von Staufen im Breisgau wurde binnen 8 Jahren aufgrund einer versehentlich ausgelösten Gipskeuperquellung aus 100 Metern (!) Tiefe heraus um gut 50 cm (!) angehoben. Und jedes Jahr kommen trotz aller schon ausprobierten Gegenmaßnahmen immer noch 3,5 cm hinzu.

Beispiel 2: Die Fahrbahn der A81 bei Oberndorf am Neckar hat sich aufgrund andauernder Gipskeuperquellung binnen 20 Jahren gar um 2 Meter (!) gehoben.

Angesichts dieser möglichen Dimensionen ist folgende Überlegung ein Gebot der Vernunft:

Wenn sich der Boden unter dem Fuß des Fernsehturms infolge eines tunnelbohrungsverursachten Wasserzutritts auch nur um 15 cm heben würde, würde dessen Spitze aufgrund der langen Hebelwirkung des 217m-Turms bereits um 1,24 Meter aus der Lotrechten kippen. Zusammen mit den zusätzlichen Auslenkungen durch Wind bis hin zu Sturmstärken würden rasch kritische Werte erreicht, die einen sicheren Aufzugbetrieb nicht mehr erlauben und eine erneute und dann endgültige Schließung unseres Landeswahrzeichens erzwingen würden.

Eine OHNE JEDE NOT selbst herbeigeführte Beschädigung des weltweit ersten Fernsehturms würde dem hervorragenden ingenieurstechnischen Ruf unseres Landes schweren Schaden zufügen. Zurecht würde sich dann alle Welt fragen, warum man die Tunneltrasse nicht ausreichend weit vom Turm weggerückt hat, zumal sich im weiten Umkreis um den Turm herum nur Wald und Sportplätze befinden. Platz für eine alternative Trassenführung ist in Hülle und Fülle vorhanden.


Ausführlicher mit Bildern und Illustrationen:

Die zwei Röhren des Fildertunnels sollen ab der zweiten Jahreshälfte 2016 bis 2017 durch eine extrem quellfähige geologische Schicht unter unserem Landeswahrzeichen hindurch gebohrt werden ...

Die Absicht der Bahn, ihre Fildertunnelröhren ausgerechnet unter dem Aushängeschild baden-württembergischer Ingenieurskünste hindurch bohren zu wollen, ist schon für sich allein abenteuerlich. Im übrigen ist es auch schlicht unnötig, siehe Punkt 3 - Alternative.

Vollends unbegreiflich wird diese gänzlich sorglose Planung, wenn man bedenkt, dass die Untertunnelung auch noch in jener geologisch brisanten Schicht des unausgelaugten anhydritführenden Gipskeupers geschehen soll, die bei versehentlich hergestelltem Wasserkontakt schon ganze Stadtviertel angehoben und zerrissen hat.

Traurige Berühmtheit hat zuletzt das schöne Städtchen Staufen im Breisgau erlangt, das durch eine missglückte Erdwärmebohrung aus 100 Metern Tiefe heraus örtlich um über einen halben Meter (!) ungleichmäßig angehoben wurde und, wenn auch verlangsamt, immer noch weiter angehoben wird - allen bereits ausprobierten Gegenmaßnahmen zum Trotz.

Einen Eindruck von der brachialen Krafteinwirkung unterirdisch quellenden Gipskeupers auf 100 Meter darüber befindliche menschliche Bauten können Sie sich anhand der hier eingestellten Fotos & Videos machen.

Das Bild rechts zeigt ein von ungleichmäßigen Bodenhebungen schwer betroffenes Haus in Staufen, dessen rechte Hälfte trotz aller Bemühungen nicht mehr zu retten war.  Der rechte Hausteil wurde mittlerweile abgerissen.

(Foto: Walter Schweikert)

Staufen im Breisgau

Just dieselbe "explosive" quellfähige Gipskeuperschicht schlummert in Stuttgart unter dem Fernsehturm samt umgebenden Stadtteilen, wie diese geologische Schichtengraphik nach Bahn-Vorlage zeigt (durch Klick ins Bild öffnet sich eine nochmals vergrößerbare Darstellung).

Die Graphik zeigt in rot dargestellt eine bis zu 90 Meter dicke, bei versehentlich hergestelltem Wasserkontakt um 60% im Volumen zunehmende Gipskeuperschicht, die in rund 185 Meter Tiefe unter dem Fernsehturmfundament liegt. Der Ortsteil Degerloch mit seinen 12.000 Einwohnern, dessen Grund und Boden nach Süden (auf der Graphik: nach rechts) deutlich abfällt, kommt dem Gipskeuper bis auf 130 Meter nahe, und die Wohnsiedlung Gänsheide / Bubenbad trennen sogar weniger als 90 Meter, in Teilen gar nur 50 Meter von dieser brisanten Schicht.

Diese gefährliche, Jahrmillionen lang unberührt und trocken unter dem Erdboden eingeschlossene Gipskeuperschicht soll nun quer durch alle darüber liegenden, teilweise Grundwasser führenden geologischen Schichten angebohrt und auf 4,3 Kilometer Länge gleich zwei Mal durchtunnelt werden.

Kein Rückzug der Tunnelbohrmaschine, wenn nicht reale Gefahr bestehen würde

Wir zweifeln nicht daran, dass die am Tunnelbau beteiligten Ingenieure und Firmen all ihr Können aufzuwenden gedenken, damit ja kein Wasser in diese bei Wasserkontakt "explosive" Schicht eindringt, woraufhin eine nahezu unstoppbare Quellung in Gang käme. Der technische Aufwand, mit dem dies unbedingt verhindert werden soll, ist durchaus beeindruckend.

Umgekehrt betrachtet ist dieser enorme Aufwand aber auch der eindrückliche Beweis für tatsächlich drohende enorme Gefahren, die durch das Anbohren dieser Schicht ausgelöst werden können. Man muss sich das völlig klar machen: Wären diese Gefahren nicht real, würde die Bahn niemals den extrem teuren Umstand eines 4 km langen Rückzugs ihrer Tunnelbohrmaschine (TBM) in Kauf nehmen. Stattdessen würde sie die teure TBM in einem Zug bis in den Talkessel Stuttgarts hinabbohren lassen. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie dieser Etappen-Bohrplan nach Angaben der beauftragten österreichischen Bohrfirma Porr AG zeigt:

Die gefürchteten versehentlich hergestellten "Wasserwegsamkeiten"

Die Tunnelbohrmaschine wird ab Erreichen der besonders heiklen Übergangszone in den quellfähigen Gipskeuper aus ihrer bereits gebohrten 4-Kilometer-Röhre umständlich wieder zurückgezogen, um die anstehende 1,15 km lange Übergangszone vorsichtig unter permanenter menschlicher Sichtkontrolle und aus nächster Reaktionsnähe Meter für Meter mit konventionellen Baggern ausbrechen zu können.

Unter keinen Umständen darf dann auf den nächsten 4,3 Kilometern an irgendeiner unbemerkten Stelle Grund- oder Bergwasser längs der zwei auszuhöhlenden und zu betonierenden 11-Meter-Röhren in den anhydritführenden Gipskeuper eindringen. Wie gern das überaus fließfreudige sowie spalten- und rissefindige Element H2O entlang schräger Röhren, Schläuche oder Wände abwärts läuft und abwärts sickert, kann im Grunde jeder täglich unter der Dusche studieren! Dies darf weder während der Bohrarbeiten, noch in den nächsten 10, 50, ja 100 Jahren des beabsichtigten Bahnbetriebs je geschehen! WER WILL DAFÜR GARANTIEREN? Und: HAFTEN?!

Übersichtskarte der für den Fildertunnel zu durchbohrenden Gipskeuperabschnitte

Hier nochmal auf Basis eines Stadt-Luftbilds aus www.biss21.de eine geographische Übersicht der Fildertunneltrasse durch die brisante kilometerlange Gipskeuperzone (in rot eingezeichnet die Streckenabschnitte im quellfähigen Gipskeuper):

Abenteuer

Die real lauernde Gefahr einer desaströsen Quellung unter dicht besiedeltem Stadtgebiet ist an diesen teuer in Kauf genommenen Umständlichkeiten also ganz eindeutig abzulesen. Umso wichtiger ist es da, den Blick auf eine von unserem Landeswahrzeichen weggerückte Alternativtrassierung zu lenken, die nur minimalen baulichen Mehraufwand bedeuten würde, und die noch immer von der Bahn und der Politik eingefordert werden kann, siehe 3 - Alternative und 4 - Einfordern.

Der Fernsehturm: ein 223 Meter langer "Hebel"

Da der Fernsehturm so lang und schmal ist, wäre bei einer einseitigen Anhebung seines Fundaments um nur wenige Zentimeter infolge einer Gipskeuperquellung schnell Gefahr in Verzug. Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß, dass man dies eine Hebelwirkung nennt. Mit jedem Zentimeter, den sich der Boden unter dem Turmfuß heben würde, würde sich dessen Spitze um das gut Achtfache aus dem Lot neigen.

Eine Orientierung über mögliche Dimensionen von Gipskeuper-Bodenhebungen kann das Schicksal der Stadt Staufen liefern. Deren Altstadtkern wurde durch eine bohrungsverursachte Gipskeuperquellung in 100 Metern Tiefe bis heute um sage und schreibe über einen halben Meter angehoben! Wenn wir wegen der knapp doppelt so großen Tiefenlage des Gipskeupers unter dem Fernsehturm annehmen, dass nur 30% der Hebemarge von Staufen unter seinem Fuß ankommt (also "nur" 15 statt 50 cm), würde sich die Turmspitze bereits um 1,24 Meter aus der Lotrechten neigen! Hinzu käme noch die stets gegebene natürliche Auslenkung durch den Wind bis hin zu Sturmstärken! Was der geniale Konstrukteur Fritz Leonhardt für eine perfekt im Lot stehende Betonnadel an Windauslenkungen samt Sicherheitsreserve einkalkuliert hat, kann sich bei einer sich aufaddierenden DAUERSCHIEFSTELLUNG PLUS BÖEN-AUSLENKUNG schnell zu unhaltbaren Werten summieren, die einen sicheren Aufzugbetrieb nicht mehr länger erlauben oder gar zu einer dauerhaften Turmschließung führen würde! Vom optischen Anblick eines "Schiefen Turms von Schwaben" und der damit verbundenen weltweiten Blamage gar nicht zu reden!

Stuttgarter Fernsehturm

Für Mathematik-Interessierte: Die Formel für die Auslenkung der Turmspitze bei soundsoviel cm einseitiger Turmfundament-Anhebung lautet:

Auslenkung = Turmhöhe : Fundamentdurchmesser x Hebung (alle Werte in cm)

Angewandt auf obige Beispielzahl von 15 cm einseitige Fundamenthebung ergibt sich folgende Dauerauslenkung aus dem Lot:

22350 cm : 2700 cm x 15 cm = 124 cm Dauerauslenkung (plus Windauslenkung!)

Wie hoch könnte sich der Boden unter dem Fernsehturmfundament im Falle einer Gipskeuperquellung heben?

Das ist äusserst schwer zu sagen, hängt das doch nicht nur von der Tiefe und der Dicke der Gipskeuperschicht, sondern auch von der Menge der Wasserzufuhr, den Stellen der Wasserzufuhr, der Dauer der Wasserzufuhr, der Detail-Beschaffenheit des Gipskeupers sowie der geologischen Schichten über dem Gipskeuper (Risse, Verwerfungen, grundwasserführende Schichten, Hohlräume etc.) sowie der Dauer der diversen Einwirkungen auf alle Schichten ab.

Eine gewisse Orientierung geben jedoch Schadensfälle, die im Land bereits eingetreten sind und nachträglich genau untersucht und vermessen wurden. Wer die in obiger Beispielrechnung angenommenen 15 cm Bodenhebung angesichts der fast doppelt so großen Gipskeupertiefe in Stuttgart für nicht vorstellbar hält, sei darauf hingewiesen, dass quellender Gipskeuper kein Pardon und kaum ein Ende kennt.

Zwei Beispiele zu den Größenordnungen möglicher Quellhebungen aus unserem Land:

1 - Noch während des Baus des neuen Engelbergtunnels bei Leonberg hob sich dort die Sohle um 130 cm, örtlich sogar um 1,5 Meter! Und auch nach seiner Einweihung im Jahr 1999 gehen die Quellungen weiter. Erst dieser Tage berichten alle Zeitungen wieder von neuerlich notwendig werdenden teuren Sanierungen, weil der Gipskeuper nach wie vor massiven Druck auf die bis zu 3 Meter (!) dicken Tunnelwände ausübt und ganze Segmente mit der Kraft eines Riesen gegeneinander verschiebt!

2 - Viele Autofahrer werden im weiteren Verlauf derselben Autobahn A81 auch die Dauersanierungsbaustelle im Abschnitt Oberndorf am Neckar kennen: Dort quillt eine relativ oberflächennahe, dafür aber  sehr viel dünnere Gipskeuperschicht als in Stuttgart. Innerhalb von 20 Jahren Dauerquellung hat sie die Fahrbahn bisher um sage und schreibe 2 Meter angehoben! (Siehe erster Absatz auf Seite 4 im Bericht der Materialprüfungsanstalt der Uni Stuttgart)

Wer mag da angesichts solcher Hebemargen für die auf 2 x 4,3 km Länge mitten durch quellfähigen Gipskeuper zu bohrenden Fildertunnelröhren seine Hand dafür ins Feuer legen, dass unserem Landeswahrzeichen GARANTIERT NICHTS GESCHIEHT?

Heutzutage alles im Griff?

Auf der Internetseite der Fildertunnel-Planerin Deutsche Bahn wird immer wieder beschwichtigend darauf hingewiesen, dass in Stuttgart ja bereits zwei Eisenbahntunnel erfolgreich im Gipskeuper gebaut wurden, ohne dass es dabei zu Quellungen und Hebungen gekommen ist. Dies trifft in der Tat auf die Anfang der 1970er Jahre gebaute S-Bahn-Röhre unter dem Hasenberg sowie für die direkt darunter liegende (und so gesehen praktisch an gleicher Stelle liegende) S-Bahn-Wendeschleife an der "Schwabstraße" zu.

Der Öffentlichkeit soll mit dem auffällig häufig bemühten Verweis auf diese zwei geglückten Gipskeuperbohrungen suggeriert werden, dass die Bahn und die Tunnelbaufirmen seither die Gipskeuper-Problematik dank unablässigen Hinzulernens technisch "im Griff" haben. Doch die Chronologie der geglückten und missglückten Tunnelbohrungen unterstützt diese beruhigende Erzählung nicht. Ihr zufolge hätten ja mit den immer weiter entwickelten Kenntnisständen über das Gipskeuperverhalten sowie mit der Entwicklung immer neuer Vorkehrungen gegen ein Eindringen von Wasser seit den geglückten Tunnelbohrungen im Hasenberg nie wieder Schadensfälle auftreten dürfen. Oder zumindest hätten diese die Ausnahme bleiben müssen. Das Gegenteil ist aber der Fall:

NACH dem zur Beruhigung wieder und wieder angeführten Hasenberg-Tunnelbau gab es in den 40 Jahren bis heute vier weitere Verkehrstunnelbauten im quellfähigen Gipskeuper, die allesamt trotz propagierten unablässigen technisch-wissenschaftlichen Fortschritts zu Quellungen und Bodenhebungen samt teuren und anhaltenden Sanierungsmaßnahmen führten - zwei neuere davon sogar im Meisterland des Tunnelbaus: in der Schweiz! (Siehe Chienbergtunnel und Adlertunnel. Mittlerweile bereitet den Schweizer Tunnelbauern auch der knapp vor dem Hasenbergtunnel im Jahr 1970 fertiggestellte Belchentunnel massiven und teuren Ärger, was zeigt, dass sich Gipskeuperquellungen auch erst Jahrzehnte nach Inbetriebnahme bemerkbar machen können!)

Die nachfolgende Graphik von Dr. geol. Jacob Sierig zeigt in chronologischer Abfolge alle Verkehrstunnel in Baden-Württemberg und der angrenzenden Schweiz, die durch Gipskeuper führende Schichten gebohrt wurden. Zuversicht erlaubende "Beherrschungs-Beispiele" sind demnach rar gesät, und der Fortschritt im Umgang mit dem Gipskeuper hört, kaum eingetreten, leider bereits in den 70er Jahren wieder auf! (Man beachte: Der später gebaute scheinbare Ausreisser "Freudensteintunnel" hat zwar noch keine Schäden verursacht, ist aber dennoch als bereits quellend verzeichnet!)

Fast noch beängstigender als diese bestürzende Abfolge von neuzeitlichen Tunnelbohrungen durch Gipskeuperlagen, die gleichwohl teils drastische Quellungen nicht verhindern konnten, ist die mögliche Dauer von einmal eingetretenen Gipskeuperquellungen! So quillt der Gipskeuper um den 1862 eingeweihten Eisenbahntunnel in Weinsberg bei Heilbronn nun schon ununterbrochen seit mehr als 150 Jahren (!) und verursacht dadurch regelmäßig immer neue teure Nachsanierungen. Ein kurzer Bericht dazu findet sich auf Wikipedia.org in den Unterkapiteln "Bau" und "Betrieb" des Weinsberger Tunnels.

Nachgiebiger Tunnelröhrenbau sicherer als widerständiger Tunnelbau?

Der bei jeglicher Kritik an den Stuttgart21-Tunnelbohrplänen als Kronzeuge angerufene "Chef-Geologe" des Bahnprojekts, Dipl.-Ing. Walter Wittke (der neuerdings laut Stuttgarter Zeitung auffallend betont, dass er "Bauingenieur und nicht Geologe" sei), hat aus seinem Gipskeuper-Experimentalstollen im Freudensteintunnel noch eine zweite Beruhigungspille für die besorgte Stuttgarter Bevölkerung parat: Ein Tunnelröhrenbau mit eingebauter "Knautschzone" gebe zusätzliche Sicherheit gegen quellenden Gipskeuper.

Doch schon in der deutschlandweit übertragenen sog. "Schlichtung" zu Stuttgart 21 verwies der tatsächliche Geologe, der bereits zitierte Dr. geol. Jacob Sierig, auf den gleichfalls durch Gipskeuper gebohrten Leonberger Engelberg-Autobahntunnel, der gerade einmal 12 km Luftlinie vom geplanten Fildertunnel entfernt trotz solch eingebauter "Knautschzonen" massiven Ärger und hohe Sanierungsfolgekosten verursacht, siehe auch seine in der Schlichtung präsentierte Folie:

Man beachte: Der "Quelldruck aus nicht erwarteten Richtungen" ist im Fall des Leonberger Engelbergtunnels imstande, vier Fahrspuren umfassende und 3 Meter dicke (!) Betonwandsegmente gegeneinander zu verschieben! Ein weiteres eindrückliches Beispiel für die brachiale Kraft des Gipskeupers, den man in Stuttgart unter mehreren Stadtteilen und dem Fernsehturm erstmalig seit Jahrmillionen anbohren und auf vielen Kilometern Länge jeweils zweifach durchbohren will.

Damit erweisen sich die beiden "Beruhigungspillen" - der stetige Verweis auf die zwei einzigen geglückten Gipskeuper-Tunnelbohrungen sowie das Knautschzonenprinzip - als Placebos! In solch einer Lage, in der Aussage gegen Aussage bzw. ingenieurstechnische Hoffnung gegen historisch-neuzeitliche Erfahrung steht, gibt es nur einen Ausweg, um zu einer vernünftigen Risikoentscheidung zu gelangen: Den Blick auf mögliche Alternativen (samt ihrem etwaigen Mehraufwand) zur unbestreitbar Risiken beinhaltenden bisherigen Fildertunnel-Trassierungsplanung zu lenken. Ehe wir also auf Punkt 3 - Die Alternative überleiten, soll dieses Kapitel jedoch noch mit zwei "Ungereimtheiten" enden, die sich auf der Projektseite der Fildertunnelplaner finden und einem eine ganz besondere Gänsehaut sowie ungute Ahnungen bescheren ...

Ein alarmierendes Ausweichen der Bahn auf kritische Fragen

Dass auch die Planer der Bahn dem Problem "anzubohrender quellfähiger Gipskeuper unter einer Großstadt" mit unguten Gefühlen gegenüberstehen, zeigt auch eine Text-Passage aus der Werbe- und Informationsseite des Bahnprojekts Ulm-Stuttgart. Dort wird unter "Häufig gestellte Fragen" eine alarmierend ausweichende Antwort auf die Frage gegeben, wie die Bahnplaner mit der 2014 ausgesprochenen Empfehlung des "Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau" umgehen, in bekannten Gipskeuperlagen im Land keine neuen Erdwärme-Bohrungen bis in diese Schichten mehr vorzunehmen.

Man muss es mit eigenen Augen sehen, wie die Bahn darauf antwortet rspktv. dem unangenehmen Thema ausweicht, ansonsten glaubt man es nicht! Hier der Screenshot von der Bahnprojekt-Ulm-Stuttgart-Seite (gelbe Hervorhebung von uns):

Diese grotesk ausweichende Antwort der Bahn ist umso alarmierender, wenn man noch diese von der Stuttgarter Zeitung veröffentlichte Karte des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg hinzuzieht:

Die Graphik zeigt die 2014 verfügte drastische Ausweitung der Zonen im Land, in denen das Landesamt für Geologie unter dem Eindruck der desaströsen Gipskeuperschäden im Land von weiteren Bohrungen in quellfähigen Gipskeuperschichten abrät!

Aus unerfindlichen Gründen ist ausgerechnet Stuttgart auf der Karte ausgespart! Gleichwohl ersieht man aus dem Zuwachs an rot gefärbten geologisch brisanten Regionen, wie Stuttgart von “No-go-Areas” rspktv. “No-bohr-Areas” förmlich eingekreist wird. Und dass an den Stadtgrenzen Stuttgarts die Bohrgefahren im Gipskeuper schlagartig aufhören, dementiert ja sogar die Bahn selbst mit ihrer eigenen, die mächtige Gipskeuperbank nicht verschweigenden Geologiekarte für den Fildertunnel, siehe oben. Reime sich ein jeder zusammen, was das zu bedeuten hat.

Des Rätsels Lösung?

Warum die Bahn trotz dieser "amtlich verwarnten" Lage ihren Fildertunnel dann auch noch ausgerechnet direkt unter Stuttgarts, ja Baden-Württembergs wertvollstem Gebäude und Aushängeschild für hiesigen Ingenieurs-Pioniergeist hindurchbohren will, ist schlechterdings unbegreiflich. Angesichts jeder Menge Platz links und rechts vom Turm (siehe Punkt 3: Die Alternative) langt sich jeder vernünftige Mensch an den Kopf und fragt sich: Warum um alles in der Welt nur diese abenteuerliche Planung? Nun, auch dazu findet sich auf der Bahnprojektseite unter dem Suchwort "Fildertunnel" eine mögliche Antwort in einem unscheinbaren (und deshalb von uns gelb hervorgehobenen) Halbsatz:

Der Stuttgarter Fernsehturm - möglicherweise EIN OPFER EINES LINEALS?!?

Gründe genug, dieser Planung die "Rote Karte" zu zeigen, siehe Punkt 4. Zuvor aber noch ein beispielhafter Vorschlag für eine alternative Trassenführung unter Punkt 3.

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